Die Rezeption der Cambridge Platonists im 18. Jahrhundert

Insa Kringler

Im Rahmen meines Forschungsprojektes möchte ich untersuchen, inwiefern und in welcher Form die Schriften der 'Cambridge Platonists' im 18. Jahrhundert rezipiert worden sind. Dabei vertrete ich die These, dass in den Schriften der 'Cambridge Platonists' eine Rationalisierung des Religiösen vollzogen wurde, zum einen durch die Reduktion der Religion auf eine rationalistische Ethik, zum anderen durch die Betonung eines an der neuplatonischen Philosophie geschulten Vernunftbegriffes. Da dies aber durch die Begründung einer Tradition geschah, die esoterische und hermetische Elemente implizierte, wurden diese Elemente argumentativ in die Diskurse der Zeit integriert. Zu nennen sind hier die ägyptische Arkantheologie, die pythagoreisch-(neu)platonische Metaphysik sowie das Corpus Hermeticum. Diese Diskurse wurden ins 18. Jahrhundert weitergereicht, sind aber in ihrer Wirkung und Funktion im Prozess der Aufklärung bisher nicht eingehend erforscht worden. Besonderes Augenmerk gilt der Debatte um die 'Plastick Nature', die sich im Anschluss an Cudworth und More zwischen Jean Leclerc, Pierre Bayle, Lady Masham und G.W. Leibniz entspann. Sowohl der Pantheismusstreit um Spinoza wird hier berührt als auch die von Descartes initiierte Debatte um das Verhältnis von Geist und Materie. Zwei weitere wichtige Rezeptionslinien der Cambridge Platonists – markiert durch Mosheims lateinische Übersetzung von Cudworth' 'True Intellectual System of the Universe' und Shaftesburys Edition der 'Select Sermons' von Benjamin Whichcote – sind in interessanter Weise mit diesem Problemkomplex verknüpft und nicht losgelöst davon zu untersuchen. Damit ist die Rezeption der Cambridge Platonists in vielfacher Weise mitbestimmend für die Entwicklungsgeschichte der Diskurse der Frühaufklärung und spiegelt das sich im Umbruch befindende Verhältnis von Theologie, Philosophie, Naturwissenschaft und Mathematik wider.