Die Sprachen der Materie. |
Mit Denis Diderot hat das Projekt einen Klassiker der Aufklärung und Aufklärungsforschung zum Gegenstand, dessen Faszination und ungebrochene Aktualität letztlich in der Vielschichtigkeit und Heterogenität der Inhalte und Darstellungsformen seiner Texte begründet liegt. Sie ist Ausgangspunkt auch dieses Versuches, ein gestaltgebendes Moment in der Genese und Modifikation der Auffassungen und Ideen des "philosophe" von der Welt und eben auch der Formen ihrer Repräsentation bzw. des Wechselspiels und der Abhängigkeiten beider Seiten aufzuzeigen. Geschehen soll dies mit Hilfe eines methodischen Konzepts der "Transformationen", das weit gefasst die Abfolge von Motiven, Themen und Thesen in Diderots Gesamtschaffen ebenso zu verdeutlichen in der Lage ist wie es mit feinerem Raster subtile sprachliche und semantische Modifikationen zu erhellen vermag. Die Transformationsrichtung ist dabei durch das Aufklärungspostulat gegeben, das sich bei Diderot in metaphysikkritischer Wendung an einen zunehmend reflektierten und fundierten, daraufhin pointierter vorgetragenen und angewendeten Materialismus bindet.
Wesentlicher Angelpunkt des Projekts ist die These, dass die Sprache als Medium der Ideen in Diderots Texten nicht nur Teil von Suchverfahren ist, sondern selbst Gegenstand der Suche und von Transformationen. Danach sind Diderots Texte erst dann seinen eigenen Ansprüchen gemäß gedeutet, wenn dem verfremdenden, korrigierenden, erweiternden oder beschränkenden Beitrag der Repräsentationsformen zum Bedeutungsgehalt des Vermittelten Rechnung getragen ist. Diderots Problematisierung der Sprache als seinem wesentlichen Arbeits- und Wirkinstrument und ihre Bindung an sein materialistisches Transformationsanliegen ziehen eine Problematisierung auch des schreibenden Subjekts, des Autors als Schöpfers fiktionaler Gebilde, und – in einem weiteren anthropologischen Horizont – des sich und seine Gedanken repräsentierenden Subjekts überhaupt nach sich. Hierfür lassen sich Indizien vor allem, aber nicht nur in den fiktionalen Texten Diderots finden und im Sinne dieser Annahmen auswerten.
Ein solcher Problemzusammenhang von (schreibendem) Subjekt und Formen seiner Repräsentation vor einem konzeptionell grundlegenden materialistischen und/oder idealistischen Weltzugang soll in einem zweiten Teil des Projekts in seinen Varianten bei Hegel und Roland Barthes verfolgt werden, wobei weniger die Gemeinsamkeiten als die Unterschiede und deren historische Bedingtheit interessieren.