Religion und Aufklärung in interkulturellen Bezügen

Ziel der Nachwuchsforschergruppe "Religion und Aufklärung in interkulturellen Bezügen" ist es, interdisziplinär und interkulturell nach der Bedeutung von Religion in Prozessen gesellschaftlicher Aufklärung und Modernisierung zu fragen. Aufklärungs- und Modernisierungsprozesse arbeiten sich in besonderer Weise an Phänomenen des Religiösen ab und formen sie um. Die Legitimation kollektiver Rituale geht dabei von der religiösen Theologie im engeren Sinne auf andere Wissensformen und kulturelle Praktiken – wie etwa Recht, Politik und Ökonomie – über, die eine zivilreligiöse Dimension behalten. Zugleich zeigt Religion ambivalente Seiten; sie kann zum Katalysator von Modernisierung werden, aber auch zu deren Hemmnis. Um die Bedeutung von Religion in Aufklärungs- und Modernisierungsprozessen zu erörtern, ist neben einer Reflexion auf den Religionsbegriff ein Diskurs darüber zu führen, was Aufklärung und Modernisierung von Gesellschaften bedeuten. Lässt sich eine gemeinsame Schnittmenge von Religion und Aufklärung identifizieren, in der sich ihr universaler Anspruch mit interkulturellen Pluralismus und Partikularismus vermittelt? Wann schlägt der universale Anspruch in Ethnozentrismus um? Lassen sich strukturelle Merkmale benennen, oder ist die (europäische) Aufklärung ein kontingentes historisches Phänomen? Erlaubte die besondere Konstellation des 18. Jahrhunderts einen interkulturellen Dialog? Sind gegenwärtige Entwicklungen auf dem Gebiet der Religionen vor dem Hintergrund von Modernisierungskonzepten zu verstehen, oder verlangt die uneinheitliche Vielfalt religiöser Entwicklungen Begriffe von verschiedenen, gar gegenläufigen Modernen? Solche Leitfragen sollen in der Nachwuchsgruppe in exemplarischen Fallstudien bearbeitet werden.