Wissensgenerierung und Interaktionsdynamik. |
Dem Forschungsvorhaben liegt die Frage nach der Wirkung von Interaktionsdynamiken auf die Generierung von Wissen in der Zeit um 1700 zugrunde. Dabei bezieht sich ‚Wissensgenerierung’ sowohl auf das Feld akademisch verhandelter Theoriebildung als auch auf Erfahrungswissen und praktisches Wissen, d.h. auf Wissen, das im handelnden Vollzug entsteht oder Handlungen anleitet. Untersucht werden soll das Zusammenwirken von Universität, Franckeschen Stiftungen, der Stadt Halle sowie weiterer Akteure, vor allem der politischen Instanzen in Berlin. Deren Interdependenz benennt die Forschergruppe mit dem Begriff Figuration Halle. Der Forschungsgegenstand hatte bereits im 18. Jahrhundert internationale Aufmerksamkeit auf sich gezogen: Halle erwies sich schnell als Zentrum religiöser Erneuerung und als Ausgangspunkt neuer Semantiken, die später unter den Begriffen Pietismus und Aufklärung subsummiert wurden. Die in Halle wirkende spezifische und überaus produktive Dynamik interagierender Gelehrter ist jedoch kaum erforscht bzw. wird durch (Epochen-)Stereotype (Frühaufklärung, Pietismus) nur scheinbar erklärt. Die Forschergruppe nimmt deshalb die Interaktionsdynamik in den Blick, die das Mit- oder Gegeneinander der in Halle verfochtenen Vorhaben auslöste. Sie ermöglichte – so die Leithypothese – bis weit in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts die Emergenz zahlreicher Innovationen und verschaffte der Stadt schon nach kurzer Zeit den Ruf eines deutschen Zentrums der Frühaufklärung und des Pietismus.
Teilprojekt 1
Prof. Dr. Andreas Pečar, Halle
Actio et reactio? Berliner Interaktionsmechanismen innerhalb der Figuration Halle um 1700 – Intentionen und Akteure
Teilprojekt 2
Prof. Dr. Veronika Albrecht-Birkner, Siegen
Die Formierung des Halleschen Pietismus als Interaktionsprozess und selektive Traditionsbildung in der Figuration Halle (1691-1713)
Teilprojekt 3
Prof. Dr. Michael Germann, Halle
Anfänge einer "halleschen" Kirchenrechtslehre im Diskurs der ersten
halleschen Kirchenrechtslehrer
Teilprojekt 4
Dr. Frank Grunert, Halle
Wollen und Sollen. Normenbegründung, Normendifferenzierung und Normenvermittlung im Kontext disziplinärer und interdisziplinärer Auseinandersetzungen in Halle um 1700.
Teilprojekt 5
Prof. Dr. Florian Steger, Halle
Medizin in ihrer Interaktionsdynamik um 1700.
Friedrich Hoffmanns (1660-1742) Beitrag zur Wissensgenerierung
Teilprojekt 6
Prof. Dr. Daniel Fulda, Halle
Wissen von Interaktionsdynamiken: Die 'Öffnung der Zukunft' in der
politisch-prudentistischen Historiographie
Teilprojekt 7
Apl. Prof. Dr. Rainer Godel, Halle
Christian Thomasius' "Händel": Kontroversiale Wissensgenerierung um 1700
Teilprojekt 8
Prof. Dr. Martin Mulsow, Gotha
Halle 1705. Eine Mikrogeschichte des Konstellationsraums der "Frühaufklärung"
Teilprojekt 9
PD Dr. Christian Soboth, Halle
"in GOtt geheiligte Arbeit" in Glaucha vor Halle. Semantiken des Arbeitens um 1700
Teilprojekt 10
PD Dr. Holger Zaunstöck, Halle
Gebautes Wissen. Die Schulstadt August Hermann Franckes