Tierdarstellungen im 18. Jahrhundert: Konzepte von Wissen in religiösen und naturwissenschaftlichen Illustrationen und in der Malerei

Silke Förschler

Das Vorhaben geht davon aus, dass die Repräsentation von Tieren, ihre Beobachtung und Klassifikation historischen Wandlungen unterliegen. Sowohl die Anordnung von Tieren in gemalten Motiven als auch die Anordnung von Tieren auf gedruckten Tafeln sind Ebenen, anhand derer historische Bewertungen beispielsweise von einheimischen und exotischen Tieren sowie Auffassungen von Wahrheit und wissenschaftlicher Objektivität herausgearbeitet werden können. Mit Tierdarstellungen des 18. Jahrhunderts hat das Projekt Illustrationen in Handbüchern und in naturwissenschaftlichen Enzyklopädien wie auch Gemälde zum Gegenstand. Bedeutend für Tierdarstellungen im 18. Jahrhundert ist die Tradition von Enzyklopädien, beispielsweise die Historia Animalium von Conrad Gesner, die dem Leser die Vielfalt der göttlichen Schöpfung vermitteln und die Tiere in eine umfassende Schöpfungsordnung einbetten. Die Hypothese, die es zu überprüfen gilt, lautet, dass visuelle Klassifizierungen wie Carl von Linnés Natursystem oder George Louis le Clerc de Buffons Naturgeschichte, die im 18. Jahrhundert entstehen, nicht als Bruch mit vorherigen religiösen Enzyklopädien zu betrachten sind, sondern dass die Verschiebungen und Umwertungen hin zu naturwissenschaftlichen Darstellungscodes durch die Tradition religiöser Graphiken und Gemälde erst möglich werden.

Neben den tradierten religiösen Bildern und naturwissenschaftlichen Graphiken bilden Zeichnungen und Gemälde von Tieren im 18. Jahrhundert einen weiteren Bezugspunkt für die Frage nach der Konzeption von Wissen. Ein zentrales Beispiel ist die von Jean-Baptiste Oudry gemalte Menagerie von Versailles, die zwischen 1739 und 1745 im Auftrag des ersten Chirurgen des Königs und Direktors des königlichen Botanischen Gartens M. de la Peyronies entsteht. Anhand des Oeuvres von Oudry ist zu untersuchen, wie Darstellungsparameter aus der Malerei in naturwissenschaftliche Anordnungen übernommen werden. Sowohl Graphiken als auch Gemälde des 18. Jahrhundert bringen ein historisches Konzept der Wahrhaftigkeit von Natur hervor, schulen einen naturwissenschaftlichen Blick und entwickeln erkenntnistheoretische Ideale.